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Mysterien des Heilens aus dem Luzerner Hinterland

Veröffentlicht: Freitag, 31. Juli 2015

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Mysterien des Heilens aus dem Luzerner Hinterland

Was der Seele geschieht, wirkt sich auf den Körper aus und umgekehrt. Die Heilkonzepte aller Kulturen sind daher auf die Seele ausgerichtet.

Offene Wunden und Augenleiden
Bei schlecht heilenden Wunden oder Augenleiden unternimmt man einen Bittgang zum Marienwallfahrsort Lutherbad im Luzerner Hinterland. In der Hoffnung auf die Fürsprache Mariens wäscht man am Gnadenbrunnen mit dem dort fliessenden Wasser die Wunde oder bei Augenleiden die Augen aus.. Zur Bekräftigung seines Anliegens entzündet man eine Votivkerze und wirft etwas Geld in die Kasse. Dazu wird eines der in der Wallfahrtskapelle aufliegendes Bittgebet gesprochen. Die Wallfahrt ist beim Volk nach wie vor beliebt. Von weit her kommen immer noch Menschen zur Gnadenmutter von Luthernbad und breiten vor dem Bild der Madonna ihre Sorgen und Nöte aus-

Warzen zum Verschwinden bringen
An fast allen Orten des Luzerner Hinterlandes wird der Tod (Heimgang) eines Menschen durch das Läuten der Totenglocke angezeigt. Man kann es nutzen, um eine Warze loszuwerden.
Dazu muss man während des Läutens mit fliessendem Wasser jene Teile des Körpers waschen, auf dem die Warze sitzt. Dazu sagt man:
„Es lüütet enere Liich is Grab,
ech wäsch mini Warze ab.“
Es handelt sich hierbei um einen noch bekannten Analogiezauber. So wie die Leiche im Grab verwesen wird, wird auch die Warze verwesen, bzw. verschwinden.

Heilung von Impotenz
Der Verlust der Manneskraft, wie Impotenz in alten Zauberbüchern umschrieben wird, entsteht nach altem Glauben durch den Schadenzauber von Hexen.
Angezauberte Impotenz kann geheilt werden, indem man mit dem Daumen und Zeigefinger einen Ring bildet und durch diesen ungesehen uriniert.
Dieses magische Ritual liegt die Jahrhunderte alte Vorstellung zugrunde, wonach Krankheiten – und mit ihnen der Schadenzauber, der ihn verursachte – mit dem Harn den Körper verlassen.

Ein Heilsegen für Kinder
Krankheiten entstehen nach altem Volksglauben durch das Anblasen oder Anhauchen übelgesinnter Menschen.
Angehauchte Krankheiten wird man los, indem man sie wegbläst (heiliger Odem / Atem) oder wegstreicht und dazu ein Gebet oder einen Segen spricht.
In dieser Zauberhandlung, die noch heute allgemein verbreitet ist, verbindet sich das magische Wegblasen mit folgendem bekannten Segensspruch:
„Heile, heile Säge, drü Tag Räge, drü Tag Schnee, tue dem Chindli nömme weh.“
Gleichzeitig auf die Wunde blasen oder mit der Hand darüber streichen.

Gegen den Hicksi –Schluckauf
Wie die stechenden und lähmenden Kreuzschmerzen (Häxeschuss) wird auch das Hicksi durch den Schadenzauber einer Hexe verursacht. Geheilt wird das Hicksi, das durch eine reflexartige Einatmungsbewegung entsteht, indem an den Schadenzauber und mit ihm das Hicksi an die Hexe zurückschickt, die es verursacht hat. Das Aufsagen des Spruchs ist noch heute allgemein bekannt:
„Hixi, Häxi hender em Hag, nimmer au das Hixi-Häxi ab“ und dazu Wasser trinken.

Quelle: Mysterien des Heilens – Ausstellung im Historischen Museum Luzern