Essen sie noch Meerfische?
58% der Meere sind leergefischt. Der weltweit beachtete Film "Seaspiracy" zeigt, in wieweit die industrielle Fischerei das Ökosystem der Meere belastet und sogar zerstört.
Foto: TeeFarm / Pixabay
Der britische Dokumentarfilmer Ali Tabrizi setzte den Titel "Seaspiracy" aus den Wörtern "Sea" (Meer) und "Conspiracy" (Verschwörung) zusammen. Er liefert uns zum Beispiel folgende Zahlen:
- die Population verschiedener Haie reduzierte sich um ca 85%
- die Meeresvögel-Bestände nahmen um 70 % ab
- sechs von sieben Meeresschildkröten-Arten sind vom Aussterben bedroht
- ein Drittel der Fischbestände sind überfischt
- 58% der Meere sind maximal leergefischt
- Die Fangquoten für Dorsch liegt noch bei 14%, für Roter Thunfisch 3 %, sowie nur noch 1 % für Schellfisch und Heilbut
- 1830 fing ein Fischereibetrieb in der Nordsee täglich ca. 2 Tonnen Heilbut ... und.. heute fängt die GESAMTE FANGFLOTTE rund 2 Tonnen jährlich!
Wird im gleichen Tempo weiter gefischt, werden schätzungsweise bis im Jahr 2050 die Ozeane leergefischt sein
In den vergangenen 30 Jahren sind zudem rund 90 % der Fische in den karibischen Korallenriffen verschwunden. Die Gründe dafür sind nicht der Klimawandel, sondern der Rückgang der Meeresfische, deren Ausscheidungen den Korallen als Nahrung dienen – Fazit: die Korallen „verhungern“.
Plastikabfälle landen im Meer
- Weltweit wird pro Minute eine Lastwagen-Ladung Plastik in die Meere gekippt
- Aktuell befinden sich über 150 Millionen Tonnen Kunststoffmüll in unseren Weltmeeren, welcher irgendwann in Mikroplastik zerfällt und in den Mägen der Meeresbewohner als fälscherweise erkannte Nahrung landet. Vermehrt schwimmen Wale zum Sterben an Strände, deren Bäuche voll mit Plastikabfällen gefunden wurden.
Der „Great Pacific Garbage Patch" (Pazifischer Müllstrudel) ist mittlerweile auf die dreifache Fläche von Frankreich angewachsen und besteht, laut dem Dokufilm, aus 46% weggeworfenen Fischernetzen, Bojen, Kanister, Leinen, Seile und Kisten, welche achtlos über Bord geworfen wurden. Unterdessen kann belegt werden, dass die Hälfte des im Meer treibenden Abfalls der industriellen Fischerei zur Last gelegt werden kann. Zudem wird die weltweite Fischerei mit schätzungsweise 35 Milliarden Dollar subventioniert.
Nachhaltigkeit in der Fischereiindustrie ist nicht möglich
Auf unseren Meeren sind bis 143 m Meter lange Industrieschiff-Fabriken unterwegs, die 6'000 Tonnen Fische aufnehmen, zerlegen, filetieren, verpacken und einfrieren können. Sie ziehen Schleppnetze mit Öffnungen von 23'000 Quadratmeter mit sich – das entspricht einer Fläche von ca. fünf Fussballfeldern! So können mit einem Fang rund 250 Tonnen Fische aus dem Meer gezogen werden. Aufs Jahr berechnet werden rund 2,7 Billionen Fische gefangen – das sind fünf Millionen tote Tiere pro Minute!
Mit dem Beifang sterben auch Delfine
Der "Beifang" aller Lebewesen, welche bei der Jagd mitgefangen und von der Fischereiindustrie als "versehentliche Entnahme" bezeichnet werden, zeichnet ein düsteres Bild. Ein isländischer Fischereibetrieb verzeichnete monatlichen "Beifang" von 269 Schweinswalen, 900 Robben und 5'000 Meeresvögel - und das sind die Zahlen von nur EINEM EINZIGEN kleinen Fischereibetrieb! Die Meeresschützer "Sea Shepherd" deckten auf, dass alleine an Frankreichs Westküste etwa 10'000 Delfine jährlich als "versehentliche Entnahme" ihr Leben verlieren. Diese Organisation stoppte auch schon ein als "Delfin-freundlich" deklariertes Fangboot, das 45 Delfine tötete, um 8 Thunfische zu fangen!
Ein nachhaltiger Fischfang bleibt eine Illusion. Mehr als 60 Meeresschutz-Organisationen haben den "blauen, zertifizierten MSC-Gütesiegel" für nachhaltigen Fischfang mit den schwachen Regelungen sehr kritisiert.
Zuchtfische als Alternative?
Auch Zuchtfische sind keine Alternative. In seinem Film besuchte Trabizi eine schottische Lachszuchtfarm und diskutierte mit dem Experten Corin Smith über die Missstände. Smith entdeckte dort die schlimmste See-Lausinfektion, die je aufgezeichnet wurde. Die Parasiten frassen die befallenen Lachse bei lebendigem Leib auf. Zudem stirbt die Hälfte aller Zuchtlachse infolge Anämie, Läuse, Infektionen, Chamydien und Herzerkrankungen, bevor sie auf den Tellern der Konsumenten landen. So starben 2019 rund 25'772 Tonnen Lachs, was abhängig von ihrem Gewicht etwa 15 Millionen Lachsen entspricht! Die toten Tiere landen schlussendlich auf Mülldeponien und in Verbrennungsanlagen. Erschreckend ist auch, dass eine einzige Fischfarm die gleiche Menge organischen Abfall produziert, wie eine Stadt mit 20'000 Einwohnern. Ressourcenverschwendung und Tierquälerei sind dabei die traurige Bilanz.
Fischschwärme erzeugen Temperaturausgleich
Fischschwärme sind wichtig fürs Meersklima. Ihre Reisen helfen, das Wasser abzukühlen. Im Durchschwimmen unterschiedlicher Wassertiefen entsteht ein Sog, dank dem sich Warm- und Kaltwasserbereiche vermischen können.
Wer Meeresfische und die Meere schützen will, muss auf Meeresfische dringend verzichten
Konsumieren sie deshalb regionale Bio-Süsswasserfische und überlassen sie Meeresfische den rund 80 Millionen Menschen der Erde, die Fischnahrung als wirkliche, lebenswichtige Lebens- und Hauptproteinquelle dringend benötigen.
...und... gut zu wissen:
Fische produzieren KEINE OMEGA-FETTSÄUREN. Sie nehmen diese nur über den Verzehr von Meeresalgen auf.
In Reformhäusern und Drogerien erhalten die entsprechenden veganen Algenprodukte, welche nicht mit Schwermetall belastet sind.
Der Dokumentarfilm Seaspiracy von Ali Tabrizi ist aktuell auf dem Streamingdienst Netflix zu sehen. Tabrizi schafft es, die komplexen Zusammenhänge hinter dem Fischfang und -konsum auf eindrückliche Weise mit der Kamera einzufangen und inspiriert die Zuschauer, den eigenen Fischkonsum kritisch zu überdenken und hoffentlich auch ihr Handeln zu ändern.